Allianz für Gesundheitskompetenz und Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz
Die BAG SELBSTHILFE ist Mitbegründerin und eine der treibenden Kräfte der „Allianz für Gesundheitskompetenz“. Diese Initiative hat den Zweck, alle relevanten Akteure im Gesundheitswesen zu vereinen und so gemeinsam konkrete Schritte zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz umzusetzen.
Um die Gesundheitskompetenz sowohl bei Bürger*innen als auch bei Institutionen zu fördern, wurde der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ ins Leben gerufen. Dieser Plan beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, die zur Stärkung der Gesundheitskompetenz beitragen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des „Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“: https://www.nap-gesundheitskompetenz.de/
Die BAG SELBSTHILFE bringt die Perspektive der Patient*innen sowie deren Bedürfnisse und Forderungen in den Prozess der Umsetzung des „Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“ ein.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die „Allianz für Gesundheitskompetenz“ fördert die Zusammenarbeit verschiedener Akteure in Deutschland zur Stärkung der Gesundheitskompetenz.
- Der „Nationale Aktionsplan Gesundheitsförderung“ hat die Entwicklung und Umsetzung zahlreicher Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit zum Ziel.
- Eine Erhöhung der Gesundheitskompetenz verbessert die Arzt-Patienten-Kommunikation und fördert somit die gemeinsame Entscheidungsfindung, etwa im Zusammenhang mit Behandlungsoptionen.
- Eine optimale Gesundheitsbildung mit wissenschaftlich abgesicherten Informationen sorgt für eine verbesserte Kommunikationskompetenz im Gesundheitswesen.
Gesundheitskompetenz – für mehr Lebensqualität
Die Digitalisierung und die moderne Wissensgesellschaft bieten heute völlig neue Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung über Gesundheitsfragen und -angebote. Noch nie war so viel Wissen über Präventionsangebote, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sowie Hintergrundinformationen verfügbar und zugänglich. Allerdings stellt eben diese Menge an Informationen viele Menschen vor die Herausforderung, diese zu bewerten und die richtigen Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen. Ungenutzte Potentziale im Rahmen einer verbesserten Gesundheitskompetenz sind die Folge.
Gesundheitskompetenz in Deutschland
Verschiedene Studien zeigen, dass Deutschland im Bereich der Gesundheitskompetenz noch erheblichen Nachholbedarf hat. Denn: Betroffene und Angehörige haben Schwierigkeiten, gesundheitsbezogene Informationen zu suchen, zu finden, zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Diese Herausforderung widerspricht dem gesundheitspolitischen Leitbild der mündigen Bürger*innen, die als „Experten ihrer selbst“ gut informiert gegenüber Medizinpersonal auftreten und gemeinsam Entscheidungen treffen sollen. Dieses Leitbild muss weiterhin das Ziel unseres modernen Gesundheitswesens sein, wie es bereits 2003 als eines der Nationalen Gesundheitsziele formuliert wurde: „Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patient(inn)ensouveränität stärken“.
Medizinische Werte und Ethik
Die Gesundheitskompetenz zu erhöhen, erfordert eine Stärkung der zentralen Werte der Medizin und der Gesundheitsversorgung: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Verantwortung. Diese Werte sind essenziell für das Arzt-Patienten-Verhältnis und basieren auf den vier Säulen der Medizinethik: Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht, Nicht-Schaden, Fürsorge und Gleichheit. Alle im Gesundheitswesen Tätigen sind aufgefordert, diese Werte zu leben und die Bürger*innen im gebotenen Maß in die gesundheitliche Versorgung einzubinden.
Einfluss der Gesundheitsinformationen
Gut verständliche Gesundheitsinformationen können die Lebensqualität der Menschen, insbesondere die von chronisch Kranken oder Behinderten, erheblich verbessern. Laut dem Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie 2012 steht für 80 Prozent der Bürger*innen die Gesundheit an erster Stelle bei der Bewertung der Lebensqualität. Eine stärkere Gesundheitskompetenz trägt maßgeblich dazu bei, den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern.
Aktuelle Maßnahmen und Potenziale der Gesundheitskompetenz
Bereits gut verankert sind Maßnahmen rund um Schwangerschaft und Geburt, wie im Mutterpass und Untersuchungsheft für Kinder dokumentiert. Auch die Relevanz von Impfungen und die Bedeutung der Mundgesundheit sind weitgehend anerkannt. Es gibt jedoch viele ungenutzte Möglichkeiten, die Gesundheitskompetenz in Kindergärten, Schulen, Ausbildungsstätten und am Arbeitsplatz zu verbessern.
Bildung und Lebenserwartung
Der Zusammenhang zwischen Bildung und Lebenserwartung ist eindeutig. Eine bessere Gesundheitskompetenz kann ein wichtiger Baustein sein, um gesundheitliche Ungleichheiten in der Gesellschaft zu verringern. Wirksame, zielgerichtete Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz müssen die gesellschaftlichen Bedingungen des Erwerbs von Fähigkeiten stärken und bestehende Barrieren abbauen. Gerade benachteiligte Bevölkerungsgruppen benötigen besondere Beachtung.
Die „Allianz für Gesundheitskompetenz“
Die „Allianz für Gesundheitskompetenz“ vereint erstmals alle wichtigen Beteiligten im Gesundheitswesen mit dem gemeinsamen Ziel, die Gesundheitskompetenz in Deutschland zu verbessern und das Wohlbefinden aller Bürger*innen zu fördern. Sie kann auf zahlreiche bestehende Ansätze und Initiativen des deutschen Gesundheitssystems zurückgreifen, die bereits erfolgreich angewendet werden.
Die ärztlichen und zahnärztlichen Organisationen sowie die Apotheken, die Krankenhäuser, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und -organisationen, die Präventionsfachstellen im Suchtbereich, die Verbraucherzentralen, aber auch Universitäten und Verbände bieten umfassende und neue Informationsangebote an. Dazu gehören etwa sogenannte strukturierte Behandlungsprogramme, Faktenboxen, Internetportale, Patientenschulungen, E-Learning-Modelle, Apps, Coachings oder besondere Bildungsangebote wie zum Beispiel die Patientenuniversität.
Projekte wie der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ befassen sich mit der Wirksamkeit und den (neuen) Möglichkeiten der Vermittlung einer verbesserten Gesundheitskompetenz.
Nationale und Internationale Vorbilder
Geeignete Ansätze aus anderen Ländern, wie den Niederlanden, Dänemark, der Schweiz oder den USA, können als Vorbilder für das deutsche Gesundheitswesen dienen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und deren Europäisches Regionalbüro betonen die Notwendigkeit, die Gesundheitskompetenz durch ressort- und organisationsübergreifende Maßnahmen zu fördern.
Rechtliche Verankerung
Die informierte und gemeinsame Entscheidungsfindung ist in verschiedenen Gesetzen verankert, darunter das Patientenrechtegesetz, das Gesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister, das Gendiagnostikgesetz und das Präventionsgesetz.
Gründung der „Allianz für Gesundheitskompetenz“
Diese „Allianz für Gesundheitskompetenz“ ist eine Kooperations- und Koordinierungsinitiative zur Stärkung der Gesundheitskompetenz, zur besseren Kommunikation zwischen Gesundheitsdienstleister*innen und Patient*innen sowie zur Förderung der informierten und gemeinsamen Entscheidungsfindung. Am 19. Juni 2017 verständigten sich in Berlin folgende Institutionen auf die Gründung der Initiative:
- Bundesministerium für Gesundheit
- Gesundheitsministerkonferenz der Länder
- Beauftragter der Bundesregierung für Patientenbelange und Pflege
- Bundesärztekammer
- Bundeszahnärztekammer
- ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.
- Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE
- Deutsche Krankenhausgesellschaft
- Deutscher Pflegerat e.V.
- Gemeinsamer Bundesausschuss
- GKV-Spitzenverband
- Kassenärztliche Bundesvereinigung
- Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
- Verband der Privaten Krankenversicherung e.V.
- Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.
Zielsetzung der Initiative
Die „Allianz für Gesundheitskompetenz“ verfolgt das Ziel, bestehende Ansätze und Maßnahmen zu bündeln, zu stärken und besser aufeinander abzustimmen. Neue Ansätze sollen entwickelt und bei nachgewiesener Zweckmäßigkeit angewendet werden, um eine umfassende, bundesweite Strategie zur Förderung der Gesundheitskompetenz zu entwickeln.
Handlungsfelder
Drei Handlungsfelder werden in der Praxis besonders hervorgehoben:
1. Die allgemeine Gesundheitskompetenz der Bevölkerung durch Gesundheitsbildung stärken.
Die allgemeine Gesundheitskompetenz in Deutschland soll durch Maßnahmen der Gesundheitsbildung verbessert werden. Es gilt daher, Bürger*innen in ihrer Informations- und Gesundheitskompetenz bestmöglich zu unterstützen, damit sie gesundheitsrelevante Informationen besser bewerten und nutzen können. Bildungs- und Lehrpläne sollen entsprechend angepasst und Medien qualitativ hochwertig gestaltet werden.
2. Wissenschaftlich abgesicherte Informationsangebote – insbesondere im Internet – bündeln und allgemein verständlich aufbereiten.
Gesundheitsinformationen sollen gesammelt, aktualisiert und digital gebündelt werden. Ziel ist es, diese Informationen allgemein verständlich aufzubereiten und leicht zugänglich zu machen. Spezifische Entscheidungshilfen sollen entwickelt und verbreitet werden, um insbesondere Patientengruppen mit geringem Gesundheitswissen zu unterstützen.
3. Die Kommunikationskompetenz in der Aus-, Weiter- und Fortbildung fördern.
Die Kommunikationskompetenz in der Aus-, Weiter- und Fortbildung im Gesundheitswesen soll verbessert werden. Eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten aller im Gesundheitswesen Tätigen steht damit im Fokus. Das soll eine bessere Beratung, Information und Aufklärung gewährleisten.
Organisation und Steuerung
Zur Abstimmung wurde beim Bundesministerium für Gesundheit eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die regelmäßig tagt und die Ergebnisse der eingeleiteten Maßnahmen bewertet. Eine wiederkehrende Veranstaltung soll die Arbeit der Initiative außerdem einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und so die gewonnenen Erkenntnisse verbreiten.
Allianz für Gesundheitskompetenz und nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz: Häufig gestellte Fragen
Was ist die „Allianz für Gesundheitskompetenz“?
Die „Allianz für Gesundheitskompetenz“ ist eine Initiative, die verschiedene Akteure im Gesundheitswesen vereint, um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken und die Kommunikation zwischen Gesundheitsdienstleister*innen und Patient*innen zu verbessern.
Welche Rolle spielt die BAG SELBSTHILFE in der Initiative?
Die BAG SELBSTHILFE bringt die Perspektive und Bedürfnisse der Patient*innen in die Initiative ein und trägt zur Umsetzung der Maßnahmen des „Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“ bei.
Wo finde ich weitere Informationen zum „Nationalen Aktionsplan Gesundheit“?
Weitere Informationen zum Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz finden Sie auf der offiziellen Website.