Formen der Selbsthilfe

Besondere Strukturen und Formen der Selbsthilfe: ein Überblick

Wer an Selbsthilfe denkt, hat häufig das klassische Gruppentreffen vor Augen, bei welchem Teilnehmende sich im Kreis angeordnet austauschen. Daneben gibt es jedoch viele weitere Formen der Selbsthilfe. Hier erklären wir Ihnen, was Sie sich unter Selbsthilfe genau vorstellen können und welche besonderen Ausrichtungen es gibt.

Formen der Selbsthilfe – Das Wichtigste in Kürze

  • Die gängigste und bekannteste Form der Selbsthilfe ist der Stuhlkreis.
  • Neben dem Stuhlkreis kann Selbsthilfe viele weitere Formen annehmen, beispielsweise Vorträge, sportliche Unternehmungen oder Ausflüge.
  • Selbsthilfe findet sowohl in persönlichen als auch professionellen Rahmen statt und ist offline wie auch online möglich.
  • Die Selbsthilfe bietet spezielle bzw. ergänzende Angebote für junge Menschen, Angehörige von Betroffenen und Menschen mit Migrationshintergrund.

Formen der Selbsthilfe

Die bekannteste Form der Selbsthilfe sind Gesprächsrunden, wie man sie häufig in Filmen oder Serien sieht. Daneben gibt es jedoch noch viele weitere, weniger bekannte Formate. Im Folgenden erhalten Sie dazu einen kleinen Überblick.

Die gängigste Form: Der Stuhlkreis

Selbsthilfegruppen treffen sich oft in informellen Settings, wobei der Stuhlkreis eine der gängigsten Formen ist. Bei einem solchen Treffen sitzen die Teilnehmenden in einem Kreis, der eine offene und gleichberechtigte Kommunikation ermöglicht. Wie genau diese Treffen in einem Stuhlkreis ablaufen, kann von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein. In manchen Fällen ist alles sehr offen gestaltet, manchmal gibt es konkrete Abläufe. Grundsätzlich jedoch bieten Stuhlkreise jedem Mitglied die Möglichkeit, eigenen Erfahrungen, Sorgen und Fragen zu teilen. Die anderen Teilnehmenden hören währenddessen aktiv zu, geben Rat und unterstützen.

Diese Form der Selbsthilfe bietet Raum für gegenseitige Unterstützung, Erfahrungsaustausch und emotionale Verbundenheit, was für viele Teilnehmende von unschätzbarem Wert ist.

Weitere Formen von Selbsthilfe

Obwohl regelmäßige Gruppentreffen die gängigste und bekannteste Art der Selbsthilfe sind, gibt es noch viele weitere Formen, in denen diese stattfinden kann.

Selbsthilfe mal anders – Ergänzungen zum Stuhlkreis

Viele Gruppen arbeiten gerne mit regelmäßigen Gesprächsrunden, ergänzen diese jedoch regelmäßig durch weitere Aktivitäten. Typische Ergänzungen sind beispielsweise:

  • Fachvorträge: Expert*innen wie Ärzt*innen oder Therapeut*innen halten Vorträge zu spezifischen Themen, um Wissen zu vermitteln und Fragen zu beantworten.
  • Körperliche Übungen: Von Yoga über Atem- und Achtsamkeitsübungen bis hin zu Gruppenstärkungsübungen – verschiedene körperliche Aktivitäten fördern das Wohlbefinden und die Gemeinschaft.
  • Reha-Sport und Funktionstraining: Gezielte Übungen zur Rehabilitation und Stärkung des Körpers werden in einigen Gruppen angeboten.
  • Lesungen: Mitglieder oder externe Personen lesen Texte vor, die Inspiration, Unterhaltung oder Information bieten.
  • Krankheitsbewältigung und Gesundheitssystem: Schulungen vermitteln Wissen über den Umgang mit der Krankheit und das Zurechtfinden im Gesundheitssystem.

Alternativen zum Stuhlkreis

Es gibt auch Selbsthilfegruppen, die nur selten mit Gesprächsrunden arbeiten. Bekannte, alternative Methoden zum gängigen Stuhlkreis sind unter anderem:

  • Außergewöhnliche Treffpunkte: Treffen in Parks oder Einkaufszentren, um Ängste zu überwinden (In-vivo-Training).
  • Gemeinsame Sportprogramme: Aktivitäten wie Wassergymnastik oder Reiten fördern die körperliche Gesundheit und den Zusammenhalt.
  • Stammtische: Lockerere Treffen in ausgelassener Atmosphäre bieten Raum für Spaß und Entspannung.
  • Kreative Methoden: Musik machen, gemeinsames Malen, Improvisationstheater oder andere kreative Ausdrucksformen fördern die Selbstreflexion und den Austausch.
  • Workshops und Seminare: Vertiefende Lernangebote ermöglichen den Teilnehmenden, sich gezielt mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen.
  • Gemeinsame Ausflüge und Reisen: Gemeinsame Erlebnisse stärken die Gruppenbindung und bieten Abwechslung im Alltag.
  • Online-Selbsthilfe: Digitale Plattformen wie Foren, Blogs und Chats ermöglichen den Austausch unabhängig von Zeit und Ort und werden oft durch bundesweite Treffen ergänzt.

Öffentliche Formate

Neben gruppeninternen Formaten gibt es auch solche, die in der Öffentlichkeit stattfinden. Diese zielen oft auf eine bestimmte Außenwirkung ab. Sie dienen beispielsweise dazu, die Öffentlichkeit zu informieren, aufzuklären und sich Gehör zu verschaffen. Beispiele für öffentliche Formate sind:

  • Beratungsangebote für Betroffene, die nicht Mitglied in Selbsthilfegruppen sind (persönlich, telefonisch oder mittels digitaler Medien)
  • Open Stages
  • Öffentliche Lesungen
  • Poetry Slams
  • Teilnahme an Selbsthilfe-Tagen
  • Stände auf Messen

Selbsthilfe auf persönlicher und professioneller Ebene

Selbsthilfe kann sowohl besonders emotional und persönlich sein als auch professionelle Formen annehmen.

Die emotionale und persönliche Ebene findet sich vor allem innerhalb der Selbsthilfegruppe, unter den Teilnehmenden. Diese unterstützen sich gegenseitig und geben sich (persönlichen) Rat. Auch private Besuche, zuhause oder im Krankenhaus, sind Teil dieser Ebene.

Gleichzeitig kann Betroffenen, im Rahmen der Selbsthilfe, auf vielfältigen professionellen Wegen geholfen werden. Diese Form der Hilfe erfolgt beispielsweise durch externe Expert*innen, Dachverbände oder Hilfsorganisationen. Sie schließt beispielsweise Fachvorträge, Beratungsangebote, Informationsbroschüren und Hotlines ein. Sogar Einrichtungen wie Wohngruppen werden von Selbsthilfeorganisationen betrieben, um ein optimales Lebens-Umfeld für Betroffene zu schaffen.

Selbsthilfe online und offline

Neben traditionellen Treffen bieten heutzutage viele Organisationen Online-Plattformen für den gegenseitigen Austausch an. Diese ergänzen persönliche Treffen und bieten eine zusätzliche Möglichkeit zur Vernetzung und Unterstützung. Gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder in ländlichen Gebieten ist die digitale Option eine gute Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Die Online-Selbsthilfe umfasst verschiedene Formate wie Onlinegruppentreffen, Chats, Foren und Beratungsangebote per E-Mail. Außerdem können digitale Plattformen dabei helfen, Offline-Treffen zu organisieren und zu bewerben. Sie sind damit also auch eine optimale Ergänzung zu Vor-Ort-Treffen.

Selbsthilfe für spezielle Zielgruppen

Die Selbsthilfe bietet ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Spezielle bzw. ergänzende Angebote gibt es beispielsweise junge Menschen, Angehörige von Betroffenen und Menschen mit Migrationshintergrund.

Die „junge Selbsthilfe“

Grundsätzlich ist das Alter bei der Aufnahme in eine Selbsthilfegruppe nicht von Bedeutung. Dennoch haben sich mittlerweile in einigen Bereichen jüngere Gruppen gebildet – typischerweise aus Personen zwischen 18 und 35 Jahren. Durch den Altersfokus kann in der Gruppe gezielt auf die Alltags- und Lebensrealität junger Menschen eingegangen werden.

Selbsthilfe für Angehörige

Behinderungen oder chronische Krankheiten beeinflussen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen. Beispielsweise Eltern, Kinder, Geschwister oder Partner*innen. Daher bietet die Selbsthilfe auch Unterstützung für diese Personengruppen an, beispielsweise in Form von eigenen Selbsthilfegruppen, Gesprächsrunden und Beratungen. Auf diese Weise bekommen Angehörige emotionale und sachkundige Hilfe.

Selbsthilfe für Menschen mit Migrationshintergrund

Die Selbsthilfe steht allen Menschen offen. Um Menschen mit Migrationshintergrund möglichst gut einzuschließen, müssen kulturelle und sprachliche Barrieren berücksichtigt werden. Mehrsprachige Mitglieder und Dolmetscher*innen können den Zugang zu gemischten Gruppen erleichtern. Oft spielen sogenannte „Türöffner“ wie religiöse Führungspersonen oder Ärzt*innen eine wichtige Rolle, um die Gemeinschaft mit der Selbsthilfe in Kontakt zu bringen. Kooperationen mit entsprechenden Organisationen tragen ebenfalls dazu bei, Selbsthilfegruppen in den Gemeinschaften zu etablieren.

Formen der Selbsthilfe – Häufig gestellte Fragen

Welche Form von Selbsthilfe gibt es?

Die bekannteste Form der Selbsthilfe ist der Stuhlkreis. Daneben findet Selbsthilfe aber noch in vielen anderen Formen statt. Beispiele dafür sind Fachvorträge, sportliche Aktivitäten, Ausflüge oder digitaler Austausch über Foren.

Wie finde ich die passende Selbsthilfe für mich?

Um die passende Selbsthilfe zu finden, können Sie lokale Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe recherchieren oder Online-Plattformen nutzen. Wichtig ist, dass die Gruppe zu Ihren Bedürfnissen, Ihrem Krankheitsbild oder Ihrer Situation passt. Hilfe bei der Suche erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse, Ihren Ärzt*innen oder bei Selbsthilfeverbänden und Selbsthilfekontaktstellen. Die wichtigsten Anlaufstellen finden Sie auf unserer Seite Selbsthilfe-Netzwerk.

Welche Vorteile bietet Online-Selbsthilfe gegenüber traditionellen Selbsthilfegruppen?

Online-Selbsthilfe bietet den Vorteil der zeitlichen und räumlichen Flexibilität. Digitale Plattformen und Angebote tragen dazu bei, Selbsthilfe einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Insbesondere Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, profitieren von dieser Lösung.