Implementation eines genderorientierten Verbandsmanagements in der Selbsthilfearbeit

Laufzeit: 01.01.2014 – 30.11.2016
Förderung: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Hintergrund und Ausgangssituation

Warum ist es sinnvoll in der gesundheitlichen Selbsthilfearbeit eine geschlechtssensible Perspektive einzunehmen? Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit!

In unserer modernen Gesellschaft ist die Zugehörigkeit zum weiblichen oder männlichen Geschlecht noch immer eine der prägendsten und bedeutsamsten Unterscheidungen. Täglich werden wir in rosa und blaue Schubladen gesteckt. Diese beinhalten allerdings ungleiche Teilhabe an Informationen, Bildung, Kultur, Verantwortung, Zeitautonomie, Arbeit, Entlastung oder Honorierung. Aufgrund dieser unterschiedlichen Realitäten erleben wir mannigfache Erfahrungen, entwickeln andere Rollenvorbilder und Rollenerwartungen. Unabhängig von chronischer Erkrankung oder Behinderung.

Insbesondere unsere Haltung gegenüber Gesundheit unterliegt dem lebensgeschichtlichen Erfahren. In diesem Zusammenhang beeinflusst Geschlecht gesundheitsrelevante Einstellungen, Wertesysteme, Verhaltensweisen und unterschiedliche Lebensbedingungen.

Zusammengefasst wird dies unter dem Begriff Gender. Mit der Wahl des englischen Begriffes wird unterstrichen, dass die männlichen und weiblichen Zuschreibungen auf gesellschaftliche Dynamiken gründen und sich kontinuierlich im Fluss befinden.

Zielsetzung

Ihr Arbeitsalltag konfrontiert Sie stetig mit einer Wirklichkeit, die durch gesellschaftlich, sozial und kulturell geformte Geschlechterverhältnisse geprägt ist. Die Einteilung in „typisch weiblich“ und „typisch männlich“ bestimmt vielfach unser Handeln und schränkt die Entfaltungsmöglichkeiten von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern ein – auch in der Verbandsarbeit.

Auf den ersten Blick scheint es nicht immer deutlich zu sein, wo genau die Schnittstellen in der Verbandsarbeit liegen. Hier einige Stichworte für das Vorhandensein von Genderreferenzen: Schreiben eines Förderantrags, Erarbeitung einer Verbandsstatistik oder Erstellung eines Flyers. An diesem Punkt setzt das Projekt an und bietet:

  1. Unterstützung und Wissenstransfer
  2. Integration der Geschlechterperspektive mit Hilfe von Pilotmodellen 
  3. Entwicklung von Umsetzungsinstrumenten (Leitfäden, Checklisten, Analysemuster) 
  4. Aufbau eines Netzwerks relevanter Akteure.

Die Geschlechterdifferenz wird dabei nicht als Einengung und Abgrenzung, sondern als Ressource verstanden. Es gilt, die unterschiedlichen Stärken beider Geschlechter auf allen Organisationsebenen zu entwickeln und zu nutzen, was als Mehrwehrt allen Akteuren der Selbsthilfe dient.

Projektergebnisse

1. Broschüre: „Die Macht der Sprache - Ein Sprachleitfaden zur geschlechtergerechten und wertschätzenden Kommunikation in Wort und Bild“

Eine Verbandskultur drückt sich in ihren Werten, Symbolen und dem Umgangsstil aus. Das alltäglichste Symbol dafür ist unsere Sprache. Sie bezeichnet Wirklichkeiten und prägt diese ihrerseits durch Bezeichnungen. Sprache beginnt beim persönlichen Gespräch im Büro und wird in Gremien fortgeführt. Kommunikation kann dabei wertschätzend und anerkennend, aber auch verletzend sein. Um die Wertschätzung als zentrales Merkmal der Verbandskultur ins Zentrum zu setzen, entstand die Broschüre: „Die Macht der Sprache - Ein Sprachleitfaden zur geschlechtergerechten und wertschätzenden Kommunikation in Wort und Bild“

Die Broschüre kann hier als barrierefreies PDF-Dokument heruntergeladen werden.  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen

 

2. Gender Selbstcheck (4R-Methode) Analyse von Handlungsfeldern der Verbandsarbeit im Hinblick auf die Bedeutung der Kategorie Geschlecht

Wie sieht es bei uns aus? Der Gender Selbstcheck (4R-Methode) ist ein einfaches Analyseinstrument zur Bestandsaufnahme der Geschlechterverhältnisse im eigenen Verband. Er dient als Hilfestellung und Anregung, Verbandsstrukturen zu überdenken und Veränderungen bezüglich einer Geschlechtergerechtigkeit bei der Verbandsarbeit vorzunehmen.

In Summe heißt das: Qualitätsvolle Genderaspekte werden in die Verbandsarbeit integriert und passende Rahmenbedingungen für Zielgruppen entwickelt. Grundlage für Diskussionen und Ableitung von Umsetzungsmöglichkeiten für eine Geschlechtergerechte bzw. gendersensible Verbandsarbeit.

 
3. Erarbeitung von Pilotprojekten in den Mitgliedsverbänden der BAG SELBSTHILFE zur Integration eines geschlechtssensiblen Verbandsmanagements.

Vielfältige Modellprojekte konnten entwickelt werden. Die Diversität zeichnet sich durch Vorhaben im Bereich der Gender-Analyse (4R-Methode), Gender- und Bewusstsein-Trainings, Mentorigvorhaben als auch über Arbeitshilfen und Leitfäden aus.


4. Material- und Methodenmappe: „Gelebte gendersensible Verbandspraxis“

In der Praxis stellt sich oft die Frage: Wann ist ein Projekt, Aktivität oder Entscheidung „gegendert“? Was ist der Unterschied zu unserer bisherigen Arbeit? Die Form der Erfassung von Verbandsdaten oder Verbandsaktivitäten, der Sprachgebrauch oder die Ausgestaltung von Veranstaltungen und Projekten bieten praktikable Möglichkeiten, um ein gerechtes Miteinander von Frauen und Männern real zu leben.

Die vorliegende Material- und Methodenmappe zum gendersensiblen Verbandsmanagement bietet praktische Tools und Beispiele für die Durchführung eines gendersensiblen Verbandsmanagement und richtet sich an alle, die sich auf den Weg zur Realisierung einer systematischen Integration von Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Arbeitsalltag begeben.

Download „Material- und Methodenmappe zum gendersensiblen Verbandsmanagement“ als PDF-Datei  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen

 

5. Abschlussbericht zum Projekt „Implementation eines genderorientierten Verbandsmanagements in der Selbsthilfearbeit“ (Laufzeit: 01.01.2014 – 30.11.2016)

Download des Abschlussberichts zum Projekt „Implementation eines genderorientierten Verbandsmanagements in der Selbsthilfearbeit“ als PDF-Datei  Dieses Dokument in neuem Tab öffnen und vorlesen

 

6. Veranstaltungen

  • „Gelebte gendersensible Verbandspraxis - Erkenntnisse, Empfehlungen und Perspektiven“  - Abschlussveranstaltung am 27. September 2016 in Berlin
    • Themen:
      • Präsentation der Projektergebnisse vorstellen
      • Erfahrungsaustausch zur Einführung von relevanten Genderaspekten in die eigene Verbandsarbeit
      • Diskussion über verbandliche Zukunftsperspektiven im Bereich Chancengleichheit und Gleichstellung
       
  • „Zukunftswerkstatt Selbsthilfe“ am 16.11.2015 in Berlin
    • Themen:
      • Gendersensibles Verbandsmanagement
      • Projektmanagement – notwendige Konzeptionen zur Planung der Selbsthilfearbeit
      • Mitgliederbefragungen richtig durchführen
        (Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der entsprechenden Projektseite.)
       
  • „Selbsthilfe ist Kommunikation“ - Kick-Off-Veranstaltung am 24.03.2014 in Berlin
    • Themen:
      • Die Bedeutung von Kommunikation in der Selbsthilfegruppenarbeit
      • Kommunikationsmuster in Selbsthilfegruppen
      • Geschlechtergerechte Kommunikation
       
  • Weiterbildung: „Genderbewusstsein – Ein Training für die eigene Verbandsarbeit“ am 09. Oktober 2016 in Potsdam
    • Themen:
      • Wahrnehmung und Erkennen unserer nicht geschlechtsneutralen Wirklichkeit
      • Aufmerksamkeit für die soziale Kategorie Geschlecht
      • Erhöhung des Bewusstseins entlang des biologischen (sex) und des sozialen (gender) Geschlechts
      • Gesundheitliche Chancengleichheit
      • Transferebene –  Erarbeitung von Handlungselementen für den Transfer in die berufliche Praxis anhand des Beispiels der Kommunikation.

 

7. Vorträge und Tagungsbeiträge

  • Gendersensible Verbandspraxis – Was bedeutet das?, 27.09.2016, Berlin. Vortrag durch Nicole Kautz, BAG SELBSTHILFE, Projektleiterin
  • Gendersensible Verbandspraxis – Beispiel: Gendersensible Veranstaltungsplanung, 27.09.2016, Berlin. Vortrag durch Nicole Kautz, BAG SELBSTHILFE, Projektleiterin
  • Ergebnisse aus dem Projekt „Implementation eines Genderorientierten Verbandsmanagements in der Selbsthilfearbeit“ , 27.09.2016, Berlin. Vortrag durch Nicole Kautz, BAG SELBSTHILFE, Projektleiterin
  • Aufmerksamkeit für Geschlecht und Gesellschaft - Gendersensibles Verbandsmanagement in der Selbsthilfearbeit, 16.11.2015, Berlin. Vortrag durch Nicole Kautz, BAG SELBSTHILFE, Projektleitung
  • Genderorientiertes Verbandsmanagement in den Arbeitsfeldern der gesundheitlichen Selbsthilfe, 24.03.2014, Berlin. Vortrag durch Nicole Kautz, BAG SELBSTHILFE, Projektleitung

 

8. Veröffentlichtungen

Leitfaden

  • Kautz, Nicole (2016): Gelebte gendersensible Verbandspraxis – Material- und Methodenmappe für geschlechtssensibles Arbeiten in der gesundheitlichen Selbsthilfearbeit (interne Veröffentlichung), Düsseldorf/Berlin
  • Kautz, Nicole (2015): Die Macht der Sprache – Ein Sprachleitfaden zur geschlechtergerechten und wertschätzenden Kommunikation in Wort und Bild (interne Veröffentlichung), Düsseldorf/Berlin

Artikel

  • Kautz, Nicole (2016): Die Macht der Sprache, In: Sarkoidose Nachrichten und Berichte, Nr. 113, September 2016, S. 8   
  • Kautz, Nicole (2016): Jetzt Perspektivwechsel in der Selbsthilfe – gendersensibles Verbandsmanagement, In: Zeitschrift der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V., Heft 02/2016, 17. Jahrgang
  • Kautz, Nicole (2016): Alle einbeziehen – Sprachliche Gleichstellung; In: gesundheitspress, Ausgabe 51 – Frühjahr/Sommer 2016, S. 5
  • Kautz, Nicole (2015): Mut zum Perspektivwechsel in der Selbsthilfe, In: Verbandszeitschrift Selbsthilfe der BAG SELBSTHILFE e.V., 04/2015, S. 6-7
  • Kautz, Nicole (2015): Der differenzierte Blick auf Geschlecht, chronische Erkrankung und Behinderung, In: Verbandszeitschrift Selbsthilfe der BAG SELBSTHILFE e.V., 03/2015, S. 6
  • Kautz, Nicole (2015): Geschlechtergerechte Kommunikation, In: Verbandszeitschrift Selbsthilfe der BAG SELBSTHILFE e.V., 02/2015, S. 10-11
  • Kautz, Nicole (2015): Wissenstransfer in indikationsbezogene Projekte, In: Verbandszeitschrift Selbsthilfe der BAG SELBSTHILFE e.V., 01/2015, S. 12-13
  • Kautz, Nicole (2015): Die Macht der Sprache, In: AsBH-Kompass, Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Spina Bifida und Hydrocephalus e.V., 04/2015, S. 15
  • Kautz, Nicole (2015): Geschlechtergerechte Kommunikation – Wer versteht ist dabei, In: WIR. Stuttgarter Selbsthilfe Magazin, 02/2015, S. 10-11

 

9. Schulung

  • Nicole Kautz (BAG SELBSTHILFE, Projektleiterin) am 09.10.2016 zum Thema: Gender-Bewusstsein – Ein Training für die eigene Verbandsarbeit
    • Themen:

      • Wahrnehmung und Erkennen unserer nicht geschlechtsneutralen Wirklichkeit
      • Aufmerksamkeit für die soziale Kategorie Geschlecht
      • Erhöhung des Bewusstseins entlang des biologischen (sex) und des sozialen (gender) Geschlechts
      • Gesundheitliche Chancengleichheit
      • Transferebene –  Erarbeitung von Handlungselementen für den Transfer in die berufliche Praxis anhand des Beispiels der Kommunikation
Foto Nicole Kautz

Kontakt

Nicole Kautz, M.A.

Koordinatorin für geschlechtssensible Selbsthilfearbeit, Projektleiterin

Tel.: 0211 31006-54
Fax: 0211 31006-66
Mail: nicole.kautz@bag-selbsthilfe.de

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Mariendorfer Damm 159
12107 Berlin