Düsseldorf, 19.5.2021. Anlässlich der demnächst erfolgenden Beschlussfassung im Bundestag kritisiert die BAG SELBSTHILFE die in letzter Minute in das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) eingefügten geplanten Eingriffe in die Therapieentscheidungen von PsychotherapeutInnen scharf.
„Psychische Erkrankungen haben sehr vielschichtige Ursachen, daher sind eine individuelle Diagnostik sowie Therapie für die betroffenen Menschen unerlässlich. Gerade bei Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen können sie beispielsweise eine Folge von täglich im Alltag stattfindenden Diskriminierungen oder generellen Herausforderungen sein, denen sich die betroffenen Menschen stellen müssen. Mit der geplanten Einteilung und Versorgung nach groben Rastern ist zu befürchten, dass den individuellen Bedarfen nicht mehr Rechnung getragen wird“, kritisiert Dr. Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der BAG SELBSTHILFE.
Die geplanten Raster könnten bspw. festlegen, wie lange PatientInnen je nach Erkrankung behandelt werden dürfen und wie viele Therapiestunden dem Patienten oder der Patientin zustehen.
„Wie schwer eine Patientin oder ein Patient erkrankt ist, sollten Ärzte und PsychotherapeutIinnen nach sorgfältiger Diagnostik und unter Berücksichtigung des bisherigen Krankheits- und Behandlungsverlaufs individuell beurteilen. Entsprechend der Diagnostik ist dann gemeinsam mit den PatientInnen ein Therapieweg festzulegen. Wie gut die Therapie bei dem einzelnen Menschen anschlägt, ist nicht vorhersehbar. Daher sind die geplanten Raster nicht nur unbrauchbar, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der Menschen mit psychischen Erkrankungen“, so Dr. Martin Danner und spiegelt damit auch die Position des Mitgliedsverbandes der BAG SELBSTHILFE, dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V wieder.
Der Gesundheitsausschuss im Deutschen Bundestag berät in Kürze abschließend über das GVWG und die Änderungsanträge.
Burga Torges
Referatsleitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
BAG SELBSTHILFE e.V.
Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen
Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf
Fon: 0211 3100625
Fax: 0211 3100634
www.bag-selbsthilfe.de
burga.torges@bag-selbsthilfe.de
Die BAG SELBSTHILFE mit Sitz in Düsseldorf ist die Dachorganisation von 120 bundesweiten Selbsthilfeverbänden behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen. Darüber hinaus vereint sie 12 Landesarbeitsgemeinschaften und 7 außerordentliche Mitgliedsverbände. Der BAG SELBSTHILFE sind somit mehr als 1 Million körperlich-, geistig-, sinnesbehinderte und chronisch kranke Menschen angeschlossen, die sowohl auf Bundes- und Landesebene tätig sind als auch auf lokaler Ebene in Selbsthilfegruppen und Vereinen vor Ort. Selbstbestimmung, Selbstvertretung, Integration, Rehabilitation und Teilhabe behinderter und chronisch kranker Menschen sind die Grundsätze, nach denen die BAG SELBSTHILFE für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen in zahlreichen politischen Gremien eintritt.
__________________________________________________________________________